Das Höflein meiner Kindheit (späte 50er Jahre)

Hauptstrasse

Die Hauptstrasse hat sich am wenigsten verändert seit damals, der  Strassenbelag ist besser geworden und es gibt viel weniger Geschäfte.  Bis heute gibt es auf unserer Haptstrasse zwei Gasthäuser, wobei der  „Rote Hahn“ erst später so benannt wurde Die Figur des Roten Hahns  befand sich damals noch am Dach des Terassenkaffees am  Kaffehausberg in Kritzendorf. Neben der jetzigen Auffahrt zum  Bergheurigen befand sich ein Installateur (Brodicky). Das Kaufhaus Rest  war noch eine richtige Gemischtwarenhandlung, dort gab es fast alles,  Lebensmittel, Heizmaterial, Baustoffe etc.  Im Geschäft gab es eine U-  förmige „Budel“ rund um die Eingangstüre. Auf der linken Seite stand das  Ehepaar Rest und bediente die Kunden. Am Rest des „U“ waren diverse  Waren aufgestapelt. Auf dem Platz vor dem Eingang wurden immer  wieder Kohlen und Koks lastwagenweise abgeladen und wurden dort in  Säcke eingewogen und ins Lager im Hof gebracht.   Am Platz der jetzigen Bushaltestelle befand sich unter einem großen  Baum die Statue des Hl. Johannes Nepomuk. Heute steht diese Statue   im Kirchenpark. Vor dieser Statue wurde alljährlich der erste Altar des  Fronleichnamsumzuges aufgebaut. Unmittelbar neben dem Kaufhaus  Rest wurde damals die Fleischhauerei  „Schönbichler“ eröffnet, die sich  vorher am Eichberg befand.  In den Häusern Knoll und Alfons waren die einzigen Heurigen, an die ich  mich noch erinnern kann. Im Haus Alfons durften wir außerhalb der  Heurigenzeiten immer Tischtennis spielen. Gegenüber des Gasthauses  Rudolf Kutscha (der „untere Kutscha“) befand sich eine  Gemüsehandlung.  In einem der ersten Häuser am Eichberg gab es eine  Kurzwarenhandlung, wo meine Mutter immer hinging, um sich  Nähsachen und Ähnliches zu holen.  Gegenüber dem Bahnhof befand sich eine Lebensmittelhandlung (die  Frau Lachner), von der heute noch die Treppe zur damaligen  Eingangstüre sichtbar ist. Auf der rechten Seite (jetzt Parkplatz) stand ein  Kiosk mit einer Trafik (der „Joe“).   Neben dem Gasthof Franz Kutscha, (dem „oberen Kutscha“) wurde eine  Fleischhauerei betrieben, die bis in die 80er Jahre noch bestand.      

Franz Josefs Bahn und Graben    

Die Bahn war damals noch hauptsächlich mit Diesel betrieben. Ganz  dunkel kann ich mich noch einzelne Dampflokomotiven erinnern. Ganz  charakteristisch war die 2050 Diesellok als Zugfahrzeug mit ihrem  eindeutig erkennbaren Motorgeräusch. Daran angehängt meist  dunkelgrüne Spantenwagen. Einzelne Züge wurden mit  Dieseltriebwagen in der blau-beigen Farbgebung geführt. Generell war  die Bahnstrecke viel weniger befahren, es war eine Besonderheit, wenn  der Bahnschranken einmal geschlossen war, obwohl er immer schon fast  10 Minuten vor der Zugsdurchfahrt geschlossen wurde. Die Schranken  wurden damals händisch bedient von einem Schrankenwärter in einem  kleinen Häuschen neben dem Bahnübergang in der Wochenendgasse.  Dort befanden sich auch die beiden Blocksignale (Formsignale).  Richtung Greifenstein war der nächste Schrankenwärter und  Blockposten bei der Steinbruchbrücke, die damals nur für die   Steinbruch-Feldbahn benützbar war. Nahe dem jetzigen Bahnwärterhaus  war der Blockposten und ein Bahnschranken. Ein zweiter, nur für  Fußgänger benutzbarer, Bahnschranken befand sich genau bei der  Auffahrt zur Burg Greifenstein, gegenüber vom Gasthaus Enzmann.   Der Margaretengraben neben der Eisenbahn endete erst bei der  Unterführung (heutiger Kindergarten). Von der Bahnstrasse zum Bahnhof  führte ein Übergang ca in halber Höhe, links und rechts führten schräge  Wege und von der Christoph-Binder-Gasse führte eine Stiege hinunter  zum Übergang. Vor dem Eckhaus Bahnstrasse/Christoph-Bindergasse  stand ein Bankerl, das für uns unser täglicher Treffpunkt war. Im  Grabenbereich zwischen diesem Übergang  und der Unterführung wurde  damals viel Sperrmüll und Schutt abgelagert, bis der Graben aufgefüllt  war. Auf dieser Deponie wurde dann der Dorfplatz und die Tennisplätze  angelegt.

Planierung

In der Brückenstrasse gab es wirklich noch eine Brücke über der  Graben. Die Straßen waren nur geteert und geschottert. Alle zwei bis  drei Jahre wurden flüssige Bitumen aufgesprüht und dann scharfkantiger  feiner Schotter verteilt. Radstürze endeten dann immer mit massivem  Schotterausschlag. Auf dieser Seite der Bahn gab es damals drei Gasthäuser in Höflein. In  der Wochenendgasse das Gasthaus Sumerlechner und in der  Donaustrasse die Gasthäuser Gründler Donaustrasse 20 mit einem  schönen Gastgarten Richtung Donau und ganz in der Nähe  Donaustrasse 25 das Gasthaus Dillinger. Im Gasthaus Dillinger gabe es  schon sehr frühzeitig einen Fernsehapparat im Extrazimmer. Immer am  Mittwoch durften wir als Kinder um 17 Uhr hingehen und das  Kinderprogramm (Kasperl und Petzi) anschauen.   Am Platzl Brückenstrasse Bahnstrasse (wo jetzt die Hl Margaretha steht) befand sich ein Kiosk mit einer Trafik. Gleich daneben Mittelstrasse 4  das Kaufhaus Huber, eine typische Gemischtwarenhandlung. In der  Planierungsstrasse 20 war eine Filiale des Kaufhauses Rest und auf  Hausnummer 10 befand sich das Postamt Höflein. Da wir damals als  Sommerhöfleiner kein Telefon hatten, mussten wir immer ins Postamt  telefonieren gehen. Erst in den 60er Jahren wurde die erste Telefonzelle in Höflein auf der Hauptstrasse vor dem Kaufhaus Rest aufgestellt. Dort  waren aber auch nur Ortsgespräche möglich.  Das neue Bootshaus war noch nicht gebaut, der Platz Ecke Donaustrasse  Christoph Bindergasse war eine große „Gstättn“, wo diagonal die Strasse  querte. Die Donaustrasse war ab dort, so wie alle damals nicht benannten  Quergassen, nicht befestigt, sondern waren Naturstrassen.   Die Naturfreunde residierten im heute „Alten“ Bootshaus, das wirklich nur  ein Bootshaus war, in dem die Boote, hauptsächlich Flachwasserboote,  übereinander gelagert waren, aufgeteilt in allgemeine Boote und  „Rennboote“, die nur von „Rennsportlern“ benutzt werden durften, nur  gabs damals keine mehr.  Der Silbersee war noch in der vollen Größe vorhanden (so wie er heute  wieder augebaggert wurde). Zwischen dem Gasthaus Sumerlechner und  der Donau gab es auf der rechten Seite der Wochenedgasse keine  Häuser, sondern ein große Liegewiese, die im Sommer von Badegästen  stark frequentiert wurde. Auch im Silberseebereich waren die Strassen  nicht befestigt. Der Treppelweg war nur bis zur Mündung des  Margaretengrabens für Fahrzeuge befahrbar, ab dort war der Treppelweg  ein Fußpfad. Neben dem Fußpfad waren Holzstämme (Büffel)  eingegraben, an denen oftmals über Nacht Schiffe festgemacht wurden.

Donau

Das heutige Biotop, wie sagten damals „Insel“ dazu, war wesentlich  größer, begann schon ca 100 Meter weiter stromab und war mindestens  dreimal so breit. Zwischen der „Insel“ und dem Treppelweg befand sich  ein Kanal und unterhalb der Insel war ein Sandstrand,  der ca 200 Meter  lang war. Erst im Laufe vieler Jahre verschwand der Sand und der  Schotter blieb über. An seinem Ende war das Boot des Strommeisters  Höflein „Edi Haider“ verheftet. Beim alten Bootshaus gab es auf der  „Insel“ einen mittelgroßen Fußballplatz, der von uns rege frequentiert  wurde.  Auf der Donau waren nur Schleppverbände unterwegs. Hinter einem  Zugschiff waren begfahrend an langen Schleppleinen bis zu vier  Warenboote verheftet. Diese Schleppverbände fuhren im Gegensatz zu  heute sehr langsam, man konnte bei einem Bergfahrer gemütlich am Ufer  daneben mitgehen. Talfahrend waren die Warenboote nebeneinander  kurz hinter dem Zugschiff verheftet. Es waren viel weniger Schiffe als  heute unterwegs und ich kann mich auch noch an viele dampfbetriebene  Zugschiffe erinnern (Samson, Schonka).